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Cyberkrieg: das virtuelle Schlachtfeld

Im Krieg hat sich eine neue Front gebildet: die Cyberfront. Schlachten werden heutzutage nicht mehr allein in Schützengräben ausgetragen. Im virtuellen Raum wird ebenfalls darum gekämpft, dem Gegner größtmöglichen Schaden zuzufügen. Es wird auf Servern, mit Malware und über brennende Firewalls hinweg gekämpft, mit teils katastrophalen Auswirkungen für Staaten, Unternehmen und die Menschen auf der ganzen Welt.

Cyberkrieg: das virtuelle Schlachtfeld

Eine Definition von Cyberkrieg lässt sich schwer fassen, da der Begriff eine Vielzahl von Themen umfasst – von digital unterstützten Militäroperationen bis hin zu politischem Hacktivismus. Was also ist Cyberkrieg, wer steckt dahinter und wie wird er geführt?

Was ist Cyberkrieg

Cyberkrieg umfasst viele verschiedene Strategien und Techniken – Hacking, Aktivismus, Spionage, Internetkriminalität und Terrorismus sind nur einige davon. Er umfasst alles von staatlich unterstützten Operationen bis hin zu einzelnen Angreifern.

Ein weiterer Punkt, der es schwer macht, Cyberkrieg zu definieren, ist die Vielfalt der Motivationen und Akteure, die dahinterstehen. In der Regel geht es darum, Unternehmen zu sabotieren oder vertrauliche Informationen zu stehlen. Aber es gibt auch andere Gründe.

Cyberspionage im Cyberwar

Obwohl die Begriffe manchmal synonym verwendet werden, sind Cyberspionage und Cyberkrieg nicht dasselbe. Spionage konzentriert sich auf das verdeckte Sammeln von Informationen, während Krieg auch Störungen oder Zerstörung beinhaltet.

Cyberspionage kann zudem zwischen Unternehmen sowie gegen einzelne Privatpersonen stattfinden. Der Begriff Cyberkrieg bezieht sich in der Regel auf Aktionen, die von oder gegen militärische Gruppen, Regierungen und politische Gruppierungen durchgeführt werden.

Die beiden Aktivitäten sind jedoch eng miteinander verbunden. Cyberspione werden von Regierungen auf der ganzen Welt eingesetzt. Gerade ein Land gerät dabei immer wieder in den Fokus. China wird eine Vielzahl von Cyberspionage-Vorfällen vorgeworfen, aber es ist schwierig, eine direkte Spur zu finden, die das beweisen lässt.

Motivationen: Darum wird Cyberkrieg geführt

Cyberkrieg wird aus vielen verschiedenen Gründen und zwischen einer Vielzahl von Gruppen ausgetragen. Sogar in Friedenszeiten gibt es Online-Aktivitäten von Russland, China und anderen, die demokratische Prozesse der USA und anderer Staaten stören. Es gibt drei Hauptkategorien, in die sich Cyberkrieg einordnen lässt:

  • Sabotage und Terrorismus

Viele Aktionen der Cyber-Kriegsführung zielen darauf ab, zu sabotieren und wahllos Schaden anzurichten. Cyber-Terrorismus ist ein wachsendes Problem und wird oft von Einzelkämpfern oder kleinen internationalen terroristischen Gruppierungen durchgeführt. Sei es, um eine Website mit einem DDoS-Angriff auszuschalten oder Webseiten mit politischen Botschaften zu versehen – jedes Jahr starten Cyber-Terroristen zahlreiche solcher Aktionen. Da die kritische Infrastruktur – einschließlich der nationalen Stromnetze – zunehmend vom Internet abhängt, kann Cyber-Sabotage echten Schaden anrichten.

  • Spionage

Spionage und das Sammeln von Informationen waren in der Geschichte immer ein fester Bestandteil internationaler Konflikte. Cyberspionage findet zwar auch zwischen Unternehmen statt, wenn Wettbewerber um Patente und sensible Informationen konkurrieren, aber sie ist auch eine wichtige Strategie für Regierungen, die einen verdeckten Krieg führen. Der chinesische Geheimdienst wird regelmäßig als Schuldiger für solche Operationen genannt, obwohl er diese Anschuldigungen stets bestreitet.

  • Hacktivismus

Hacktivismus hat dazu geführt, dass zivile Cyber-Aktivisten gegen Regierungen und Behörden auf der ganzen Welt vorgehen. Gruppen wie Anonymous haben etwa die Verantwortung für Angriffe auf Regierungsbehörden in den USA übernommen. Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine, erklärte Anonymous der russischen Regierung sogar den Cyberwar, mit dem Ziel russische Behörden lahmzulegen und russische Propaganda zu bekämpfen.

Cyberwar in Aktion

Während die Cyber-Kriegsführung früher weitgehend theoretisch war, ist sie heute ein sehr realer Bestandteil der modernen Militärstrategie.

Ein anschauliches Beispiel dafür ist der Krieg Russlands in der Ukraine. Schon bevor die russischen Truppen über die Grenze kamen, wurde die Ukraine fast ununterbrochen von Hackern angegriffen. Viele Beobachter in der Ukraine und aus anderen Ländern glauben, dass diese Cyberangriffe von Russland ausgingen und möglicherweise vom Kreml genehmigt wurden.

In den Monaten vor dem Ausbruch des Krieges wurden ukrainische Webseiten angegriffen und so verändert, dass sie Drohbotschaften über die bevorstehende Invasion enthielten. Neue Formen von Schadsoftware überschwemmten das Land, griffen Firewalls an und löschten in einigen Fällen wahllos Daten. Diese Vorfälle scheinen Teil einer umfassenderen Cyber-Kriegskampagne Russlands gegen die Ukraine und ihre Regierung zu sein.

Nach dem Beginn der Invasion erklärte das Hackerkollektiv Anonymous den Cyberkrieg gegen Russland und startete eine umfassende Angriffswelle. Die russischen Staatsmedien waren besonders betroffen, da sie eine wichtige Rolle im Propagandaapparat des Kremls spielen.

Cybersabotage in Aktion

Cyber-Kriege können katastrophale Auswirkungen haben, wie z.B. große Stromausfälle. Besonders Stromnetze sind anfällig für Hackerangriffe. In Deutschland haben offizielle Stellen im Zuge des Russland-Ukraine-Krieges bereits vor Angriffsszenarien auf die kritische Infrastruktur hierzulande gewarnt.

Bereits im Jahr 2009 wurde berichtet, dass es sowohl russischen als auch chinesischen Agenten gelungen sei, sich Zugang zu den digitalen Systemen des US-Stromnetzes zu verschaffen. Zehn Jahre später beschuldigte Russland amerikanische Agenten, einen ähnlichen Angriff auf ihre Infrastruktur durchgeführt zu haben.

Während beide Angriffe kaum Störungen verursachten, wurde ein ähnlicher Angriff in der Türkei von iranischen Hackern durchgeführt. Es gelang ihnen, das Stromnetz für etwa zwölf Stunden lahmzulegen, wovon mehr als 40 Millionen Menschen betroffen waren.

Die Rolle der Medien

In den letzten Jahren hat die Zahl der Cyberangriffe auf Journalisten und Medienorganisationen zugenommen. Während einige auf staatlich finanzierte Angreifer zurückgehen, wurden andere von böswilligen Akteuren inszeniert, die scheinbar auf eigene Faust handelten.

Im Jahr 2013 griff eine regierungstreue Gruppierung in Syrien soziale Medien und Nachrichtengiganten wie Twitter und die New York Times an, weil sie angeblich Rebellengruppen im Land unterstützen.

In den USA nahm das Hackerkollektiv LulzSec große Nachrichtensender wie Fox News und PBS ins Visier, verunstaltete deren Webseiten und änderte den Inhalt der Seiten. Dieselbe Gruppe griff auch Regierungsserver an und schaffte es sogar, die Hauptwebseite des FBI offline zu nehmen.

Cyberwar und die Meinungsfreiheit

Die Werkzeuge der Cyber-Kriegsführung können beiden Seiten im Kampf um die Meinungsfreiheit helfen. In Ländern wie China und Russland werden Aktivisten und Journalisten regelmäßig Opfer von politisch motivierten Hackerangriffen und geleakten Informationen.

Chinas Ministerium für Staatssicherheit wird beschuldigt, Cyberangriffe gegen Organisationen durchgeführt zu haben, die an der jüngsten Protestbewegung in Hongkong beteiligt waren.

Im Gegensatz dazu können Cyberangriffe auch zur Förderung und zum Schutz der Meinungsfreiheit eingesetzt werden. Als die ägyptischen Behörden versuchten, das Land während der Proteste offline zu nehmen, arbeiteten Ingenieure von Google und Twitter daran, die Beschränkungen zu umgehen. Im Jahr 2008 griffen Hacker im Rahmen der Operation Project Chanology in den USA die Scientology-Kirche an, um gegen deren Versuche zu protestieren, die Redefreiheit ihrer Mitglieder einzuschränken.

Im Jahr 2022 begannen Hacker des Kollektivs Anonymous, russische Staatsmedien ins Visier zu nehmen, um die Kontrolle des Kremls über den freien Informationsfluss zu brechen. Es gibt zudem unbestätigte Berichte über gehackte Webseiten und Fernsehsender, die ungehindert Nachrichten über Russlands Krieg in der Ukraine verbreiten – Nachrichten, die die russischen Behörden gerne unterdrücken würden.

Die Zukunft der Cyberkriege

Regierungen, Unternehmen und die Öffentlichkeit müssen diese neue Art der Kriegsführung verstehen lernen und sich darauf einstellen, dass Cyberkriege zur Normalität werden. Von den massiven Cyberangriffen im russisch-georgischen Krieg 2008 bis zu den Cyberangriffen auf die Ukraine sind virtuelle Schlachtfelder, die, auf denen Konflikte in Zukunft ausgetragen und sogar entschieden werden können. Cyberwar wird bei den kommenden politischen Ereignissen eine entscheidende Rolle spielen. Diese drei möglichen Entwicklungen könnten uns in den nächsten Jahren erwarten:

  • So wie Drohnen und Langstreckenraketen die Notwendigkeit von Bodenkämpfen überflüssig machen, könnte die Cyber-Kriegsführung noch weiter gehen und zum primären Kriegsschauplatz der globalen Supermächte werden.
  • Terroristische Zellen könnten sich darauf konzentrieren, zivile Infrastrukturen und andere hochgefährdete Netzwerke ins Visier zu nehmen: Sie wären dann noch schwerer zu entdecken und könnten überall auf der Welt Angriffe starten.
  • Hacktivismus könnte Protestbewegungen stärken und es den Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, ihre Rechte durchzusetzen, wie z. B. in Nordkorea oder Russland, um die Einschränkungen der Meinungsfreiheit zu lockern.

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